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Klettern – jeder hat schon davon gehört. Denn Klettern ist ein ganz natürliches menschliches Bedürfnis, man könnte fast schon von einem „Muss“ sprechen: In der Entwicklung des Menschen spielt es eine wichtige Rolle. Kaum können wir uns als Baby krabbelnd fortbewegen, erklimmen wir schon die ersten „Berge“ im Wohnzimmer: Sofa, Schreibtisch, Regale und vieles mehr. Die meisten Eltern rufen dann erschrocken Stopp. Sie haben Angst um ihre Kleinen und bringen sie schnell in Sicherheit. Doch Kinder lieben Klettern. Egal ob auf dem Spielplatz oder auf Bäumen – Hauptsache es geht hoch hinaus. Nach unserer Kindheit, spätestens nach unserer Jugend, vergessen wir mehr und mehr, Hände und Füße gleichzeitig zu benutzen, um uns fortzubewegen. Wir laufen nur noch auf unseren Beinen durch die Gegend.

Vielleicht ist es aber genau dieses menschliche Ur-Bedürfnis, das viele von uns auch später wieder so am Klettern begeistert. Klettern hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr beliebten Sportart entwickelt. Heute gibt es unzählige Möglichkeiten: Indoor klettern, Outdoor klettern, Freiklettern, Sportklettern, Bouldern, High Ball, Speed Klettern, Technisches Klettern, Bigwall Klettern, Sportklettern in Mehrseillängen, Alpinklettern, Eisklettern, Mixedklettern, Deepwater Soloing, Free Soloing,…. Klettern hat sich mehr und mehr zum Leistungssport entwickelt. 2020 ist Klettern zum ersten Mal als eigene Disziplin bei den Olympischen Spielen vertreten.

Was genau versteht man unter den Begriffen rund ums Klettern? Wir versuchen, Euch ein paar davon zu erklären:

Sportklettern

„Sportklettern” ist heute weltweit bekannt. Ziel beim Klettern ist es, die Route bis ganz oben zu klettern, bis zum so genannten Umlenker. Und zwar ohne Pause oder Sturz und frei. Das bedeutet, nur Tritte und Griffe zu verwenden und sich nicht an Haken o.Ä. hochzuziehen. Beim Sportklettern wird der Kletterer oder die Kletterin vom Kletterpartner mit einem Kletterseil gesichert. Das Kletterseil verbindet die Personen, die zusammen klettern, wie eine Nabelschnur. Stürzt der Kletterer, wird er vom Seil aufgefangen, das in Zwischensicherungen (Haken mit Expresskarabinern) eingehängt ist. Werden diese Stürze gut, also zuverlässig und dynamisch, vom sichernden Partner gehalten, stellen sie so gut wie kein Risiko für den Kletterer dar: Er kann also ganz bewusst an sein Limit gehen und Stürze riskieren. So kann man beim Klettern seine Grenzen mehr und mehr verschieben. Gegenseitiges Vertrauen, Spaß und das gemeinsame Erlebnis sind wichtige Elemente beim Klettern.

Sportklettern am Fels

Outdoor-Klettern oder Sportklettern am Fels stammt ursprünglich vom Bergsteigen und Alpinklettern. Für Trainingszwecke wurden Felswände mit befestigten Sicherungspunkten ausgestattet, zum Beispiel mit Schlag- oder Bohrhaken. Sie werden von den Kletterern als Zwischensicherungen verwendet. Das Training beim Sportklettern hat es den Kletterern ermöglicht, immer schwerere und gefährlichere Routen in den Bergen zu bezwingen. Die Routen beim Sportklettern sind in der Regel kürzer, dafür aber athletischer als beim Alpinklettern. Man fährt zum Sportklettern auch nicht unbedingt in die Berge – es reichen Felsen, die hoch genug sind für eine Route. Es gibt zum Beispiel im Frankenjura viele Kletterfelsen, die nicht mal 10 Meter hoch sind.  Moderne Sportkletterrouten am Fels sind also mit Zwischensicherungen und Umlenkern ausgestattet, sie werden in so genannten Topos beschrieben. Das sind grafische Darstellungen von Kletterrouten, die den Schwierigkeitsgrad, die Routenlänge, die Zwischensicherungen, Umlenker und eventuell Besonderheiten der Route beschreiben. Der Erstbegeher der Route darf ihr einen Namen geben und den Schwierigkeitsgrad festlegen. Es gibt heute für fast alle bekannten Sportklettergebiete der Welt Kletterführer in Buchform, auf mehreren Sprachen, im Internet oder als App, die alle möglichen Informationen zu Erschließung, Lage, Anfahrt, Zustieg, Routenangebot, Unterkunft, Einkehrmöglichleiten, usw. bereithalten.

Sportklettern in der Halle

In Kletterhallen wird an künstlich gebauten Wänden geklettert, die manchmal eine Felswand imitieren. Routenbauer montieren an die Kletterwand Handgriffe und Fußtritte in unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Jede Farbe stellt eine eigene Route dar. Auch in der Halle gibt es Zwischensicherungspunkte und einen Umlenker, in die die Kletterer ihr Seil einhängen. Je nach Größe und Abstand der Griffe und Tritte sowie Neigung der Kletterwand variiert die Schwierigkeit einer Route. Fast alle Kletterhallen bieten Toprope-Routen: Das sind Routen, in denen bereits ein Seil im Umlenker hängt. Hier können Anfänger, die das Sichern und Klettern im Nachstieg schon gelernt haben, selbständig klettern. In den letzten Jahren sind Kletter- und Boulderhallen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Dadurch ist Klettern zunehmend zum Breitensport geworden. Künstliche Kletteranlagen haben sich von Trainingsstätten für Profis zu Freizeitstätten für Jedermann gewandelt.

Bouldern

Auch das so genannte Bouldern ist für Trainingszwecke entstanden. Hier wird ebenfalls entweder an künstlichen Wänden oder draußen an Felsblöcken geklettert – jedoch immer nur in Absprunghöhe. Deshalb bouldert man ohne Seil und Sicherungen. Um das Absturzgelände weicher zu machen, verwenden die Boulderer eine oder mehrere „Crashpads“ (Bouldermatten). Die Böden in Boulderhallen sind mit Matten bedeckt. Außerdem schützen sich die Partner durch gegenseitiges „Spotten“. Spotten kommt aus dem Englischen und meint hier: Genau hinschauen, wie der Boulderer fallen wird und wohin. Der Spotter muss den Sturzraum freihalten, eventuell Crashpads neu platzieren und – falls der Sturz nicht zu hoch ist – den Sturz des Boulderers „lenken“, so dass dieser auf seinen Füßen landet. Auffangen kann er ihn natürlich nicht! Das Verletzungsrisiko beim Bouldern ist größer als das beim Klettern: Jeder Sturz ist hier ein Bodensturz. Die Verletzungen sind allerdings in den meisten Fällen nicht so gravierend wie beim Klettern. Aber es gilt auch hier: Am besten unter fachkundiger Anleitung lernen, Abspringen und Spotten üben!

Boulderrouten, auch Boulderprobleme genannt,  sind in der Regel relativ kurz und bestehen aus wenigen Zügen. Diese sind aber häufig recht schwer und erfordern ungewöhnliche Bewegungen. Boulderprobleme bieten auf wenigen Metern, in ein paar Zügen, die gleichen Schwierigkeiten wie Kletterrouten. Sie sind also eine Art Konzentrat. Bouldern kannst du als Ergänzung zum Seilklettern, um zum Beispiel deine Kraft zu verbessern oder dein Bewegungsrepertoire zu erweitern.

Wie „schwer“ ist Klettern?

Wie schwer ist die Route? Das ist immer relativ. Für die Beurteilung der Schwierigkeit einer Kletter- oder Boulderroute gibt es verschiedene Bewertungsskalen aus unterschiedlichen Ländern. Auch die Bewertungsskalen stammen ursprünglich aus dem Bergsteigen und Alpinklettern. Mit der Entstehung neuer Klettersportarten wurden sie immer wieder verändert und  angepasst. Doch am Ende dient die Bewertung der Route nur zur Orientierung. Wie schwer eine Route empfunden wird, ist etwas sehr Individuelles. Das Schöne am Klettersport: es bleibt immer eine Herausforderung. Je besser man wird, desto schwerere Routen kann man sich vornehmen. Manche Kletterer fühlen sich in athletischen, stark überhängenden Routen wohl, manche mögen geneigte Platten mit Mikrogriffen. Diese werden also jeweils ein und dieselbe Route ganz unterschiedlich schwierig oder leicht empfinden. Auch die Abstände der Zwischensicherungen und das Ambiente haben Auswirkungen auf das Empfinden der Schwierigkeit. Meist kommt die Schwierigkeitsbewertung einer Kletterroute durch die Einschätzung mehrerer Kletterer zustande, nachdem der Erstbegeher bzw. der Routenschrauber einen Vorschlag gemacht hat. Bewertet werden Kletterrouten nach verschiedenen Schwierigkeitsskalen.

Ist Klettern ein „gesunder“ Sport?

Beim Klettern wird der gesamte Körper trainiert. So baust du Muskeln auf, erhöhst deine Beweglichkeit und Feinmotorik und verbesserst deine Koordination. Aber auch im Rahmen der physischen Rehabilitation kann Klettern einen positiven Beitrag zur Genesung und Prävention leisten, so etwa bei Rückenproblemen. Sportliche Aktivität, also auch Klettern, kann erwiesener Maßen Depressionen und Burnout lindern. Da Klettern mehr als andere Sportarten neben der körperlichen auch eine geistige Dimension hat, ist es besonders geeignet als Therapieform, zum Beispiel auch in der Rehabilitation von Suchterkrankungen. Zahlreiche Studien und auch die Praxis belegen dies. Auch auf die Entwicklung von Kindern wirkt sich das Klettern sehr positiv aus.

Beim Klettern lernst du die eigenen Grenzen kennen, sie zu akzeptieren oder aber auch über sie hinauszugehen. Du lernst zu fokussieren. Alle anderen Themen rücken in den Hintergrund, du konzentrierst dich auf das Hier und Jetzt. Du schaltest automatisch vom Alltag ab. Da Klettern immer zu zweit ausgeübt wird – einer muss den anderen sichern – lernst du einerseits Vertrauen zum Kletterpartner, aber auch Verantwortung für den anderen zu übernehmen. Und das Wichtigste: Klettern macht Spaß und beim Klettern lernst du schnell neue Menschen kennen.

Du hast Fragen rund ums Klettern? In unserem Ratgeber Klettern beantworten wir viele Fragen, die uns Teilnehmer immer wieder in unseren Kletterkursen stellen. Gerne beantworten wir Dir Deine Fragen aber natürlich auch persönlich!